Heinrich Friedrich Carl Freiherr von und zum Stein

                                                  26.10.1757 - 29.06.1831

 

 

 

 

 

 

 

                                  

 

 

 

 

1793 lesen wir im Heinder Kirchenbuch unter der vierten Eintragung:

" Am 8. Juni ist der Königl. Preußische Cammer Präsident des herzotumes

Cleve, Herr Heinrich Friedrich Carl Frei Herr von Stein mit der zweyten

Comtesse Tochter Sr. Exellence des Herrn Reichsgrafen von Wallmode-

Gimborn, Wilhelmine, Friederike, Reichsgräfin von Wallmoden-Gimborn,

auf ein eingelieferte Consision vom Königl. Broßbrit. und Churrstl. Braunschw im. Consist zu Hannover abspue proclamatione und dimissoriales vom Herrn D. Less als Ersten Hot Prediger und Consist Rat alhier Copulieret worden.

F.A.Lesher, Past. sen."

 

1793 lesen wir im Heinder Kirchenbuch unter der vierten Eintragung:

 

" Am 8. Juni ist der Königl. Cammer Präsident des Herzogtumes Cleve, Herr Heinrich Friedrich Carl Frei Herr von Stein mit der zweyten Tochter Sr. Exellence

des Herrn Reichsgrafen von Wallmoden-Gimborn, Wilhelmine, Friederike, Reichsgräfin von Wallmoden-Gimborn, auf ein eingelieferte Concession vom

Königl. Großbrit. und Churstl. Braunschw. Lim. Consist zu Hannover abspue

proclamatione und dimissoriales vom Herrn D. Less als Ersten Hof Prediger

und Consist Rat alhier Copuliret worden.

F.A. Lesher, Past. sen." 

 

Stein war zu dieser Zeit 35 Jahre alt, seine Frau 15 Jahre jünger.

Hätte sie ihn geheiratet, wenn sie damals gewusst hätte, was sie erwartete?

Stein fragte 1809 seine Frau: "Ob sie das umherziehende Leben, das er fortan führen müsse, und das ihrer Gesundheit und der Ausbildung ihrer Kinder nachteilig sein werde, teilen wolle, schlicht und einfach erklärte, sie wünsche bald abzureisen, um sich wieder mit ihm zu vereinigen.

Und dabei fing alles so einfach an. Stein stand der mehr als 3jährigen Bekanntschaft kritisch gegenüber, bis eine gemeinsame Reise mit der Familie Wallmoden nach Kassel im Februar 1793 zur Verlobung führte.

 

Stein wurde am 26. Oktober 1757 in Nassau/Lahn als Sohn des Kurmainzischen

Geheimrats Karl Philipp und der geistig hochbedeutenden Henriette Karoline Langwerth von Simmern geboren. Er studierte nach fromm lutherischer Erziehung von 1773 an in Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften. 1780 trat Stein in den preußischen Staatsdienst ein. 1782 wurde er zum Oberbergrat befördert und 1784 mit der Oberleitung der westfälischen Berg- und Hüttenämter betraut. 1793 wurde Stein Kammerdirektor in Cleve und Hamm. 

 

In diesem Jahr heiratete er Wilhelmine Gräfin von Wallmoden-Gimborn.

Nach der Hochzeit zog das junge Paar nach Cleve, wo Stein 1795 Präsident der märkischen Kammern wurde. Stein führte bergtechnische Verbesserungen nach sächsischen und noch mehr nach britischen Muster ein. Es folgten Verbesserungen im Steuerwesen und in der Forstwirtschaft.

 

Seine Frau Wilhelmine jedoch mußte vom Clever Wohnsitz erst nach Wesel, dann nach Hannover flüchten, denn feindliche Heere nahmen von Cleve Besitz. Die Veränderungen der öffentlichen Verhältnisse im nördlichen Deutschland schienen auch Steins Frau etwas Ruhe zu schaffen. Mit Plünderungen der Familiengüter und deren Besetzung durch französische Heere musste Wilhelmine aber dennoch fertig werden. Mit fortschreitenden Jahren wurden die Prüfungen für Wilhelmine immer ernster, immer drohender. Ihr ganzes Glück schien unwiederbringlich zerstört.

Nach der verhängnisvollen Schlacht bei Auerstedt musste Wilhelmine die Hauptstadt verlassen, alles der Verwüstung preisgeben und mit ihren Kindern nach Königsberg flüchten. Kaum in Königsberg angekommen, drohte ein Nervenfieber ihr die jüngste Tochter Therese zu entreißen. Stein selbst, inzwischen Minister des Akzise-Zoll-Fabrik- und Handelswesen, doch 1807 wegen "Konfliktes" mit dem Kabinett von Friedrich Wilhelm III. entlassen, zog sich nach Nassau zurück.

 

Doch kaum war nach manchen Gefahren und großer Beharrlichkeit Nassau erreicht, gab eine lebensgefährliche Krankheit Stein seiner Frau neue Aufopferungen auf. Nach der Genesung verfasste Stein seine Nassauer Denkschrift. "Über die zweckmäßige Bildung der Obersten und der Provinzialen, Finanz- und Polizeibehörden in der preuß. Monarchie.

 

Auf den Rat des nach dem "Tilsiter Frieden" entlassenden Hardenberg übertrug der König ihm mit der Billigung Napoleons im Oktober (1807) mit gerade diktatorischer Gewald die die Leitung der gesamten Inneren- und Finanzverwaltung samt dem Vorsitz in der Immediatkommission.  Der Vorsitz in der Militärreorganisationskommission und die Unterstellung aller sonstigen Spitzenressorts und Kommissionen machten ihn faktisch zum leitenden Staatsmann.

 

Durch eine Ungeschicklichkeit  Steins wurde Napoleon gegen Stein aufgebracht. Ein Brief an Sayn-Wittgenstein, in dem Stein zur raschen Räumung des Landes von der französischen Besatzungsmacht  schreibt, wurde abgefangen. Napoleon bestimmte in Erfurt am 23. November 1808 Steins Entlassung. Zuflucht fand die Familie Stein in Österreich-Brünn, Troppau (1809) und Prag. Im Mai 1812 berief Zar Alexander Stein zu seinem politischen Berater. In Königsberg wandte sich Stein 1813 mit dem Aufruf zur Erhebung an die ostpreußischen Stände. In Breslau konnte er den preußischen König zum Abschluss eines russisch-preußischen Bündnisses gegen Napoleon bestimmen (Vertrag Kalisch 28.02.1813)

 

Der Alltags Wilhemines blieb auch jetzt ungetrübt. Sie eilte mit ihren Kindern dem Gatten nach Breslau entgegen und fand ihn hier durch ein hitziges Nervenfieber schwer krank auf. Kaum wieder genesen, riefen ihn seine Geschäftsverhältnisse ab.

Auf dem "Wiener Kongreß", dem Stein als Berater des Zaren beiwohnte, zeigte sich Stein als scharfer Kontrahent Metternichs in der deutschen Frage um die Wiederherstellung der großen Zahl deutscher Einzelstaaten, die er ablehnte.

 

1816 zog sich Stein mit 59 Jahren aus dem politischen Leben zurück und lebte mit seiner Frau erst in Nassau, Ems und Frankfurt, bis er dann nach Misshelligkeiten mit der nassauischen Regierung auf sein 1816 erworbenes Schloss Kappenberg zog.

 

1819 war Stein (mit Pertz) führend an der Gründung der "Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde" beteiligt, die sich durch die Herausgabe der Quellensammlung "Monumenta Germanica" auszeichnete.

Am 15. September 1819 (42 Jahre) starb seine Frau Wilhelmine.

In einem Nachruf des Freiherrn vom Stein ist zu lesen:

"Der Inhalt ihres ganzen Lebens war Glaube, der durch Liebe tätig ist, aus diesem entsprangen die Tugenden, die die Verewigte zierten. Demut, Reinheit, hohes Gefühl für Wahrheit und Recht, Treue als Mutter und Gattin, Klarheit des Geistes. Richtigkeit des Urteils. Sie sprach sich durch ihr ganzes vielgeprüftes Leben aus und verbreitete Segen auf ihre Verhältnisse und Umgebung.

Besaß sie gleich in ihrer Jugend eine ausgezeichnete, edle, schöne Gestalt, und lebte sie in den Zerstreuungen der großen Welt, so gab sie doch nie auch das Gefühl den Verführungen der Eitelkeit und Gefallsucht, sondern war immer die fromme, zarte, treue Tochter, Schwester und Gattin in gleicher Reinheit und Anspruchslosigkeit.

Die Richtung ihres ganzen Wesens ging auf Häuslichkeit, Familienleben, Geselligkeit und Ruhe. Sie zu genießen, ward ihr aber von der Vorsehung nicht beschieden. Gattin eines Gemahls, dessen Leben der Sturm der Zeit heftig ergriffen hatte, wurden ihre auf Genuss gerichteten Wünsche und Erwartungen zerstört, sowie sie sich günstig zu gestalten den Anschein hatten und ihr ganzes Leben war daher eine Reihe von Entbehrungen, Anstrengungen und Aufopferungen".  

Auf einem ihrer Ringe stand: "DULDEN und ENTBEHREN".

Freiherr von und zum Stein überlebten drei Töchter, so dass er als letzter seines Geschlechts am 29. Juni 1831 in Kappenberg starb.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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